Nach Frankreich an die Atlantikküste

22.06.2015

Schon um 10:30 konnte ich bei Eders das WoMo abholen. Diesmal ist Helga mitgefahren um unser Auto  wieder mit heim zu bringen (O-Ton Helga: es ist viel zu neu um so lange beim Eder rum zu stehen). Diesmal ist es einen Adria Coral S 650SF gebucht – nicht ganz neu, aber fast – gerade mal 8580km sind auf der Uhr. Unsere diesjährige Reise sollte ja eigentlich via Niederlande, immer an der Küste entlang bis nach Dänemark gehen und dort soweit die Reifen tragen. Aber das Wetter im Norden ist dieses Jahr so schlecht, dass wir kurz entschlossen noch umdisponiert haben. Wir haben als neues Reiseziel die französische Atlantikküste gewählt. Leider haben wir nirgendwo mehr auf die Schnelle einen WoMo-Führer gefunden. Aber Karte und Reiseführer gabs dann beim ADAC. So, nun nix wie heim und packen, dann schlafen und morgen in aller Herrgottsfrühe gehts dann los…

Etappe 0              53 km

 

23.06.2015 – Di – Erster Reisetag

Um 5:15 sind wir das erste Mal los gefahren. In Zell u.A. ist mir dann eingefallen, dass ich die Fahrradketten zum anschließen in der Garage vergessen hatte. Schnell noch umgedreht, 20 zusätzliche Kilometer auf die Uhr gedreht und die Dinger noch eingepackt. Dann gings endgültig los. In Aichelberg auf die Autobahn, bis Karlsruhe auf der A8 durchgerollt. Dort dann auf die A5 gewechelt um schnell ins Elsass zu kommen, denn dort gibt es eine parallel zur A5 führende 4-spurig ausgebaute Straße mit viiiel weniger Verkehr als auf hier in Deutschland. Via Straßburg, Mühlhausen, Belfort usw. spulten wir insgesamt 721 überwiegend Autobahn-Kilometerchen ab und sind dann gegen 18:00 bei einem Weinbauern in Anse angekommen. Dieser hat auf seinem Hof einen WoMo-Stellplatz mit toller Aussicht über die Weinberge des Beaujolais eingerichtet – und das ganze ist ohne Stellplatzgebühr. Natürlich ist ein kleiner Einkauf im Hofladen erwünscht.

1. Etappe – 721 km

 

24.09.2015 – Mi – Zweiter Reisetag

Heute Morgen sind wir wieder früh aus den Federn, sind es bis an die Atlantikküste doch noch noch etwa 500 km zu fahren. Nachdem wir einen ganz ordentlichen Bäcker gefunden hatten, hießen unsere nächsten beiden Ziele Frühstück und Tanken. Zwei drei Ortschaften weiter gab es dann einen Supermarkt mit günstiger Tanke. Hier haben wir beim Sprit bunkern den Deal des Tages gelandet: 1,18 € für den Lieter Diesel, das war natürlich ein Preis, welcher sonst um die 1,30 € kursiert.

Während ich dann unser Frühstück bereite, wollte Helga schnell in den Leclerc auf die Toilette. Das hat dann etwa eine Stunde gedauert, weil sie das reichhaltige Angebot dort so fasziniert hat und noch durch den Markt geschlendert ist. Als sie dann zurück kam, hatte sie natürlich auch einen kleinen Einkauf dabei… Beim ausgiebigem Frühstück und der Lektüre der neuesten NWZ – ja das Leben und die Technik schreiten unaufhörlich voran, ich kann mir auf mein iPad überall online die neueste Zeitung runterladen – besprachen wir dann den vor uns liegenden Tag.

Wir sind dann ein ganzes Stück auf Landstraßen durch das Bejaulais gefahren, bis wir uns auf die A73 gesetzt haben und bis nahe Clermond Ferraud durchgebrettert sind. Dort haben wir dann die Autobahn verlassen und sind durch die Berge der Auverne gecruist. Schon von Weitem wurden wir vom gut sichtbaren Puy de Dôme mit seinem Funkturm begrüßt. Die Auverne ist wirklich ein schönes Stück Landschaft und es lohnt, dafür auch mal von der Autobahn abzufahren.

Bei Ussel haben wir uns dann wieder auf die A89 gesetzt; es sind ja noch etliche Kilometer bis ans Ziel der Wünsche. Als wir in die Nähe von Périgueux kamen war es schon weit nach 16:00 Uhr. Kurzerhand haben wir den Stellplatzführer und die App befragt – beide kamen zu dem selben Ergebnis: das Beste ist, den WoMoplatz in der Stadt Périgueux anzufahren; so gesehen, so getan. Für 6,55 € haben wir am Ufer der Isle und mitten in der Stadt einen ganz passablen Platz für die Nacht gefunden.

2. Etappe – 454 km

 

25.06.2015 – Do – Dritter Reisetag

Heute Morgen sind wir bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel um kurz nach 8:00 los gerollert. Unser erstes Ziel war die Ville de Cité. Diese sollte lt. Reiseführer sehenswert sein. Also los, wer nicht wagt, der nicht gewinnt! In herrlicher Lage am Flüsschen Isle standen die Häuser der Altstadt dicht an dicht. Kurz hinter den ersten Häuserreihen streckte dann schon die die Kathedrale ihre Türmchen und den großen Turm in den azurblauen Himmel. Natürlich musste ich dort die obligatorischen Fotos machen und fand sogar einen guten Parkplatz. Danach wollten wir per Auto etwas weiter in die City vordringen, aber Pustekuchen. Man wurde zwar ran, aber leider nicht rein geführt. Gleich neben der Kirche macht die Straße einen Knick und lenkt den Verkehr wieder weg.

Na ja, das wichtigste haben wir gesehen und fotografiert, da folgten wir willig der Straße den Berg hinauf und haben dann auf der Kuppe eine Möglichkeit gefunden das Auto zu parken und erst mal zu frühstücken. Als wir fertig waren, haben wir die Lisa mit den neuesten Daten gefüttert – sie soll ja schließlich auch nicht leben wie ein Hund – und wir sind erst mal einige Kilometerchen durch das Perigord gerollt, bevor sie uns dann auf die Autobahn leitete.

Noch bevor wir die Dordogne überquerten verließen wir die Autobahn. Jede Menge Weingüter begleiteten unsere Fahrt und wir lasen Namen, die wir auch von Weinflaschen kannten: La Foret, Pomerol oder Le Cadet. Wir wollten nach Saint Emilion, eine Stadt mit knapp 2000 Einwohnern im Deparment Gironde die 1999 zusammen mit dem umliegenden Weinbaugebiet von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Überraschenderweise hielt sich der Rummel sehr in Grenzen, vermutlich weil es Wochenmitte war. Es war richtig angenehm, durch die alten, gepflasterten Gassen zu schlendern bis zum Hauptplatz mit seiner bemerkenswerten Felsenkirche. Nach etwa eineinhalb Stunden steuerten wir dann wieder die Autobahn an um noch zeitig die Atlantikküste zu erreichen.

In Pyla-sur-Mer, direkt am Südende der Düne von Pilat haben wir dann am Camping Panorama eingecheckt. In einem lockeren, naturbelassenen Kiefernwäldchen haben wir dann einen fast ebenen Stellplatz mit Blick zum Atlantik bekommen – wenn’s auch nur zwischen den Bäumen hindurch ist. Als erstes haben wir uns mal frisch gemacht – innerlich wie äußerlich und haben seit Jahren mal wieder die Markise herausgekurbelt. Tisch und Stühle aufstellen und dann draußen zu Abend essen versteht sich ja von selbst.

Noch vor dem Abendessen sind wir vor bis an die Aussichtsterasse, denn der C-Platz liegt hoch über dem Meer und wir konnten so die Aussicht auf’s Meer und die vielen Gleitschirmflieger genießen, die über dem von der Sonne aufgeheizten Sand eine gute Thermit haben. Gestartet wird von der Düne aus. Dorthin bin ich dann später noch alleine hin und habe im Halbschatten der Bäume ausgiebig die Atmosphäre und den tollen Ausblick auf das Bassin d’ Arcachon genossen.

Bis weit nach 22:00 sind wir noch vor dem WoMo in der warmen Luft gesessen und haben uns mit ein paar Gläschen Bejaulais Rouge die nötige Bettschwere geholt.

3. Etappe – 233 km

 

26.06.2015 – Fr – Vierter Reisetag

Heute Morgen haben wir uns viel Zeit gelassen. Zuerst haben wir auf dem C-Platz noch geduscht, dann in Ruhe gefrühstückt mit, nebenbei bemerkt, den besten Bugettes bisher. Dann haben wir das Auto noch frisch gemacht und gegen 10:30 Uhr waren wir dann auf Achse. Die Route führte uns zuerst in das sehr mondäne Seebad Arcachon – selbst Kaiser Napoleon III. nebst Gattin zählte hier anscheinend zu den bekannten Gästen. Eigentlich ist Arcachon ein sehr quirliges Städtchen, aber eben so quirlig, dass für uns weit und breit kein Parkplatz war. Aber wir konnten an der Strandpromenade entlang fahren und sehen, dass sich zum Becken von Arcachon hin ein Traumstrand erstreckt – sehr flach, da das Becken nur wenige Meter tief ist.

Nach der erfolglosen Parkplatzsuche wollten wir schon das Städtle verlassen, da ist uns aber eingefallen, dass Arcachon ja aus Ville d’Ete, der unteren Sommerstadt und aus der Ville d’Hiver, der Winterstadt, einer luxuriösen Villensiedlung im Kiefernwald besteht. Ich habe in der Karte gesehen, es soll hier eine Villa Alexandre Dumas geben. Zuerst haben wir gedacht, der Autor des „Graf von Monte Christo“ hat sie einst bewohnt. Etwas später stellte sich dann aber heraus, dass der damalige Eigentümer dem Haus diesen Namen gab. In den stillen Gässchen der Winterstadt sind wir ein wenig herumgeschlendert und ich bestieg den Observateur, einen Stahl-Aussichtsturm mit Wendeltreppe. Von dort oben hat man einen guten Überblick über die alten Villen, über die Sommerstadt und das Bassin d’ Arcachon.

Etwas später sind wir noch zu den Häfen gefahren und da hatte Helga dann eine Austernfischerei mit Degustation entdeckt. Hier haben wir uns dann niedergelassen und fangfrische Meeresfrüchte gegessen – Crevettes und eine gute Portion Bulots, was auf deutsch Wellhornschnecken sind. War viiel besser als gedacht. An Austern haben wir uns aber immer noch nicht ran getraut…

Gegen 13:30 Uhr sind wir dann raus aus dem Städtle Richtung Cap Ferret. Unterwegs kamen wir dann durch das kleine Städtchen Gujan-Mestras, ein beschauliches Fischer- und Austernzüchterdorf. Dort haben wir uns die Cabanes angeschaut, kleine pittoreske Fischerhütten, vor denen die Boote vertäut liegen. Sozusagen ein Wahrzeichen des Ortes.

Zum Nächtigen haben wir dann ins Örtchen Andernos-les-Baines und dort an den Port Ostréicole gefahren. Dort gibt es eine WoMo-Wiese am Jachthafen, die für ein-zwei Nächte ganz ok ist.

4. Etappe – 77 km

 

27.06.2015 – Sa – Fünfter Reisetag

In der Nacht hat es etwas geregnet und am Morgen war der Himmel grau in grau. Diese willkommene Kühle bei 23° C haben wir nach der Hitze der vergangenen Tage richtig genossen. Kurz vor 9:00 Uhr haben wir den Stallplatz verlassen, denn wir hatten heute noch einiges vor. Unser erstes Ziel sollte die Spitze des Cap Ferret sein. Zwar nur etwa 50 km entfernt, aber bei meist 50km/h-Beschränkung braucht man schon seine Zeit. Zuerst landeten wir natürlich beim 68m hohen Leuchtturm, dem wir auch einen kurzen Besuch gegönnt haben. Doch der Phare steht vom Cap noch ein gutes Stück zurück. Würde man ihn besteigen, hätte man sicher einen guten Überblick über das Bassin d’Arcachon. Dies lag gerade trocken, denn es war Ebbe. Alle Boote lagen auf dem Trockenen. Nun also von hier aus noch etwa 20km weiter und wir waren wirklich an der Spitze des Cap. Von dort aus hat man einen guten Blick hinüber auf die Düne von Pilat, an deren Fuß wir zwei Tage zuvor gewesen sind.

Nachdem wir vom Cap wieder Richtung des Ortes Cap Ferret rollerten, wollten wir wieder bei einer Austernzucht essen gehen. Diesmal sollten es auch wirklich Austern sein. Bei diesen Degustationen sitzt man herrlich im Freien, meist direkt neben dem Becken in dem die zum verspeisen vorgesehenen Austern frisch gehalten werden und lässt sich diese Delikatessen schmecken. Wir bestellten wieder Crevettes und gleich einen 12-er-Satz Austern. Keiner von uns hatte wohl Erfahrung, wie man die Dinger zum Essen vorbereitet, aber man schaut sich bei den Nachbartischen eben so einiges ab. Die erste Auster haben wir noch mit einer gewissen Scheu vorbereitet und in den Mund rutschen lassen, aber dann haben wir die Teile wirklich genossen. Sie sind nicht „schlonzig“ sondern weich und der darübergeträufelte Zitronensaft gibt mit seiner Säure einen guten und bekannten Beigeschmack und wenn man das Fleisch dann isst, erinnert das irgendwie an das Meer. Ein Schlückchen trockenen Wein dazu und so eine Auster ist wirklich ein Genuss.

Nach der Mittagspause haben wir dann die Lisa (das Navi) auf die Mündung der Garonne programmiert und haben erst einmal Kilometer gemacht – leider nicht an der Küste entlang, die Straße führte oft durch lichte Kiefernwälder. In Le Verdon-sur-Mer angekommen haben wir erst mal wieder die Vorräte aufgefrischt und sind dann auf den dortigen WoMo-Platz gefahren. Es ist ein in zwei Areale aufgeteiltes, großzügig parzelliertes Gelände. Da in Frankreich noch keine Ferien sind, waren auch sehr wenig Mobile da.

5. Etappe – 162 km

 

28.06.2015 – So – Sechster Reisetag

Als wir heute erwacht sind, war der Himmel wieder wolkenverhangen – also noch mal rumdrehen und weiterschlummern. Aber etwas nach 8:00 Uhr sind wir dann doch raus. Gleich nach uns haben wir das WoMo frisch gemacht und schon rollerten wir auf der Straße nach Norden. Das heutige Grobziel ist die Ile d’ Oleron.

An der Fähre gab es schon den ersten kleinen Schock: Keiner von uns hatte gerechnet, dass der Fährpreis für die paar Kilometer über die Mündung der Garonde stolze 47,60 EUR beträgt; für ein WoMo und zwei Erwachsene. Aber immer noch das kleinere Übel, als bis Bordeaux zurück fahren, dort über eine Brücke und dann wieder zurück zur Mündung – von der Zeit die da auf der Strecke bleibt mal ganz abgesehen.

In Royan angekommen fanden wir auch gleich einen Bäcker – wurde ja auch Zeit, die Uhr ging schon langsam gegen elf. Mit vollem Magen und guter Laune ging die Fahrt dann weiter, immer der Straße entlang bis wir an die Brücke zur Insel kamen – diese wollte ich vor der Überfahrt noch fotografieren – aber schwupp und schon waren wir auf der Brücke. Also rüber, umgedreht und wieder zurück nach Marenne. Dort dann das begehrte Fotole gemacht nebst einigen anderen und wieder über die Brücke. Auf der Insel angekommen schlugen wir gleich unseren Weg nach rechts ein, zum Städtle Château d’Oléron, das zumeist innerhalb der gleichnamigen Zitadelle liegt. Durch den ausserhalb liegenden kleinen Hafen haben wir dann eine Runde per Pedes gedreht. Die im Hafengebiet stehenden Cabanes, diese kleinen Fischerhütten, die mit bunten Farben bemalt wurden und die unterschiedlichsten Geschäfte beherbergen, geben dem Hafen ein fröhliches Bild.

Wieder am Auto angekommen, beaugapfeln wir zuerst den örtlichen WoMo-Stellplatz – nicht so ganz unser Fall, aber zwischen Stadt und Strand gelegen, ganz in Ordnung für Leute die tagsüber das Wasser brauchen und abends dann in eine Kneipe oder ein Restaurant wollen. Nördlich von Château d’Oléron beginnt die Route des Huîtres, die Austernstraße. Sie schlängelt sich durch eine reizvolle, von Kanälen durchzogene und von alten Salzgärten geprägte Landschaft bis Boyardville. Nach einem Bericht im Internet soll Boyardville den wohn schönsten WoMoplatz von ganz Frankreich haben, aber der existiert nicht mehr und wurde inzwischen in einen normalen Parkplatz für PKW und Busse umgewandelt. Wohnmobile müssen draußen bleiben, das regelt perfekt eine Querstange in 2m Höhe über der Einfahrt. Also rollern wir gleich weiter bis an die Nordspitze der Insel, nach St-Denis-d’ Oléron, das mit seinen kleinen eingeschossigen Häuschen einen blitzsauberen Eindruck hinterlässt.

Ein paar Kilometer weiter steht dann der Phare de Chassiron, das letzte Ziel des heutigen Tages. Wir haben den Leuchtturm teils eng umrundet und uns dabei den hübsch angelegten Garten rund um den Turm angeschaut, in dem alles Mögliche angepflanzt ist. Teils sind wir weitläufig um den Turm herum gelaufen und haben dabei das Rauschen des Atlantik und die Seeluft genossen. Wir haben auch ganz kräftig nach Amerika rübergewinkt und rübergegrüßt.

Zum Tagesausklang und zum Nächtigen sind wir dann auf den örtlichen WoMo-Stellplatz gefahren und haben ein nettes Plätzle eingenommen – erstmals auf einer Wiese anstatt wie bisher auf Sand oder gar Asphalt.

6. Etappe – 114 km

 

29.06.2015 – Mo – Siebter Reisetag

Siebter Reisetag und Schreck in der Morgenstunde. Heute Morgen, bevor wir vom Stellplatz fahren wollten, haben wir das WoMo noch frisch gemacht. Und als ich den Hahn von Grauwasser aufgemacht habe, hatte ich gleich sowas ungutes gefühlt – und das Ende vom Lied: Der Grauwasserabfluss ließ sich nicht mehr schließen. Sowas dummes aber auch. Da wir noch innerhalb des Stellplatzes waren, habe ich mich unters Auto gelegt und den Schaden begutachtet; die Stange, mit der das Ventil geöffnet wird ist aus der Verankerung heraus. Momentan konnte ich die Sache soweit in Ordnung bringen, dass der Auslauf wieder dicht ist, sich wieder öffnen und schließen lässt. Somit steht einem weiteren Verlauf der Reise wohl nichts mehr Schlimmes im Weg.

Die erste Etappe führte uns nun nach St-Pierre-d’ Oleron zum dortigen Leclerc, denn die Bäcker hatten allesamt Ruhemontag. Außer den Baguettes haben wir dort auch einige andere Lebensmittel erstanden und einen ganz frischen Hefezopf, der ein leicht zitroniges Aroma hat. Ausserdem haben wir hier drei Eiswassertüten mit Flasche für uns und für die Kinder als Mitbringsel gefunden; bestimmt schön im Sommer auf der Terasse… Gefrühstückt haben wir noch bei Leclerc auf dem Parkplatz, weil wir gerade so praktisch standen und danach sind wir dann die Westküste der Insel runter gefahren, zuerst bis nach Port de Salines, wo in restaurierten Salinen wieder Salz aus Meerwasser gewonnen wird. Dort haben wir uns wieder mit genügend Salz und Fleur de Sel eingdeckt, dass es wieder für einige Zeit reicht. Nach einer kurzen Stippvisite in St-Trojan-les-Bains sind wir dann wieder über die Brücke auf das Festland gefahren.

In Marennes, einem 5000-Seelen-Städtchen an der Mündung der Seudre haben wir zuerst mal eine Runde durch das Städtle gedreht und sind dann hinaus auf die 3 km lange Landzunge La Cayenne gefahren – dort haben die Austernzüchter ihre Degustationen, doch aufgrund der Zeit war an Austern nicht mehr zu denken, Mittagszeit war definitiv vorbei.

Weil wir morgen nach La Rochelle und später weiter auf die Ile de Ré wollen, haben wir dann einen wirklich schönen Stellplatz in Soubise bei Rochefort einem anderen parkplatzähnlichen und schattenlosen Stellplatz direkt am Marennes-Plage vorgezogen. Hier haben wir uns für die Nacht gut eingerichtet und den Abend gemütlich mit ein-zwei Gläschen Bejaulais Rosé ausklingen lassen.

7. Etappe – 99 km

 

30.06.2015 – Di – Achter Reisetag

Aufgrund der angekündigten Temperaturen (37° und mehr) haben wir heute La Rochelle nicht angefahren sondern wir sind gleich auf die Ile de Ré, in der Hoffnung, dass über dieses relativ schmale Eiland der Wind besser weht als er es in der heißen Stadt tut. Na ja, ich weiß ja nicht, was der Wind in der Stadt gemacht hat, aber so grausig arg hat er auf der Insel auch nicht geblasen – allenfalls der Fahrtwind.

Um über die Brücke auf die Insel zu kommen mussten wir erst mal 16 Euronen Brückenzoll abstecken. Wir wurden da an die Fahrt auf die Insel Krk im Jahr zuvor erinnert; der Wegezoll war dort aber 10.- EUR weniger. Auf der Insel angekommen wurde uns plötzlich klar, warum Ré auch die Weiße Insel genannt wird – erstens sind alle Häuser in weißer Farbe gehalten und zweitens haben wir den Eindruck, dass die Sonne hier besonders hell strahlt. Inzwischen strahlt sie auch mit besonderer Macht – 33° C sind inzwischen auf der Uhr. Nur mit offenen Fenstern und Klimaanlage volle Pulle in den Fußraum lässt es sich aushalten. So rollern wir zuerst durch das ehemalige Fischerdörfchen La Flotte, das sich noch einen gewissen Charme aus früherer Zeit bewahrt hat und dann weiter nach St-Martin-de-Ré. Dieser Ort ist noch vollständig von einer Verteidigunganlage umgeben, die Vauban im 17.Jhdt. umfassend modernisierte und die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Unmittelbar nach den Wehranlagen hätte ich mal wieder einen Schreikrampf kriegen können, fast alle Straßen, die abgingen, waren Einbahnstraßen in Richtung zu uns – und in genau diese Straßen wollte Lisa wollte uns wieder mal schicken. Am Ende der Straße bei einem Kreisverkehr zweigte dann eine kleine Straße ab und die dort vorhandene Straßensperre gab gerade die Einfahrt frei – da wir sind natürlich reingefahren… Nach wenigen Metern sahen wir auch schon so was ähnliches wie einen großen Marktplatz nur war dort ein großes Hafenbecken, gesäumt von Läden, Lädchen, Cafés und Restaurants. Richtig mediterranes Flair schlug uns da entgegen. Anhalten konnten wir aber leider nicht. So cruisten wir dann wieder aus dem Städtle raus und beaugapfelten kurz den kommunalen WoMo-Stellplatz – Resumee: Ganz OK für eine Nacht und relativ Zentrumsnah.

Wir fuhren weiter bis zum Leuchtturm Phare des Balaines. Wegen der extremen Hitze habe ich nur die paar obligatorischen Fotos gemacht und wir haben beschlossen uns ein ruhiges Plätzchen möglichst mit Meerblick zu suchen. denn inzwischen war das Thermometer auf 42° C geklettert und am Körper klebte alles. Die zwei-drei Stellplätze die wir noch anfuhren waren absolut schattenlos und indiskutabel – trotzdem fanden wir durch Zufall noch ein passendes Parkplätzchen direkt am Strand, wo wir dann einige Zeit des Nachmittags ausgedünstet haben. Nach etwa einer Stunde beschlossen wir dann wieder zurück nach Rivedoux-Plage zu fahren um uns dort auf dem Aire de Camping-Car, direkt am kommunalen C-Platz für die Nacht einzuquartieren. Dieser ist zwar teuer, aber trotzdem sehr empfehlenswert. Ausserdem hat man direkte Sicht aufs Meer, wenn man das Glück hat, in der ersten Reihe zu stehen. Bis gegen 23:00 sind wir dann dort noch vor dem WoMo gesessen und haben neben lieterweise Getränken auch noch einen superschönen Sonnenuntergang genossen. Bei inzwischen einigermaßen erträglichen Temperaturen (26° C) haben wir dann unser Haupt zur Ruhe gebettet.

8. Etappe – 153 km

 

01.07.2015 – Mi – Neunter Reisetag

In der Nacht hatte es geregnet – war fast klar bei dieser mörderischen Hitze am Vortag. Aber als wir dann aus den Federn gekrochen sind, war der Himmel wieder blau mit weißen Wolken und die Sonne hat schelmisch gelacht. Schon am Vortag hatten wir gemerkt, dass der Bäcker in Rivedoux die bisher besten Backwaren feilbot. Darum haben wir auch beschlossen, das Frühstück noch am Stellplatz einzunehmen.

Als erstes Tagesziel war heute St. Martin angesagt. Inzwischen kannten wir uns ja dort aus und haben direkt den Parkplatz neben dem WoMo-Stellplatz angesteuert und sind in ca. 10 Minuten Fußmarsch zum Zentrum und Hafen marschiert. Wie schon erwähnt, rund um die beiden Hafenbecken haben sich einige Läden, Cafés und Restaurants angesiedelt und so haben wir dort gut Zeit verbummelt. Pünktlich, wie es der Parkschein zeigte, sind wir wieder am WoMo gewesen. Danach haben wir noch bei Leclerc Vorräte ergänzt und Sprit gebunkert, danach auf direktem Wege zur Brücke und auf ‘s Festland gefahren – natürlich mit kurzem Halt in Rivedoux beim Bäcker.

Eigentlich hatten wir ja für heute Mittag vor, endlich nach La Rochelle hinein zu fahren und uns dieses Städtle ein bisschen genauer anzusehen. Mit Lisa war es auch kein Problem zur gebührenfreien Aire de Camping-Car zwischen dem Park und dem großem Parkplatz zu finden. Aber wie immer, wo es zentrumsnah und dazu auch noch gebührenfrei ist, da sind am frühen Nachmittag schon alle Plätze belegt – und da wo kein WoMo drauf steht, da parkt dann wie selbstverständlich ein PKW und nimmt uns WoMo-Fahrern den sowiso spärlichen Parkraum auch noch weg. Also haben wir Lisa auf die zweite Möglichkeit programmiert, auf den P+R Platz, hinter dem Bahnhof, der aber 12 €/Tag kostet. Auf den ersten Blick haben wir lange Gesichter gezogen, aber als wir dann auf eine benachbarte, ebenfalls den WoMos zugedachte Rasenfläche, direkt an einem Kanal umgezogen sind, hat es uns dann doch richtig gut zugesagt. Von hier aus gibt es auch einen kostenlosen Busshuttle, der in 10minütigem Turnus zur Innenstadt verkehrt. Also was haste, was kannste, was willste mehr – wir lassen uns morgen in die Altstadt chauffieren und dann werden wir ja sehen… Für heute machen wir es uns auf der Wiese am Mühlkanal gemütlich.

9. Etappe – 46 km

02.07.2015 – Do – Zehnter Reisetag

Heute Nacht hatte wieder mehrmals geregnet und am Morgen war der Himmel entsprechend wolkenverhangen, so sind wir auch wieder etwas länger liegen geblieben. Aber gegen 8:30 Uhr sind wir dann doch aus den Federn gehuscht. Die Themperatur war mit 24° C mehr als erträglich und somit das ideale Wetter für eine Stadtbesichtigung, wobei die Sonne auch schon wieder zaghaft durch die Wolken drückte. So sind wir dann vor zum Kassenhäuschen, haben unseren Stellplatz bezahlt und uns dann für umme mit dem Shuttlebus in die Stadt kutschieren lassen. Die Haltestelle Dames Blanches liegt direkt an der Kirche Saint Sauveur, quasi zwischen Vieux Port und dem alten Zentrum – perfekt.

Zuerst sind wir natürlich zum alten Hafen geschlendert und haben, was alle Touries machen, die von zwei dicken Wehrtürmen gesäumte Hafeneinfahrt fotografiert. Danach sind wir um das Hafenbecken herum gelaufen. Vor dem Eingang zum „Cinema 6“ standen Menschenmassen. Zuerst haben wir uns gefragt, was es dort wohl umsonst gibt, aber ein Blick auf die ausgehängten Plakate und wir wussten, in La Rochelle waren gerade die 43. Filmfestspiele. Da mussten die filmverrückten Franzosen natürlich dabei sein. Einige Meter weiter, haben wir auf der einladend präsentierten Außenbestuhlung des Café Laffe Platz bezogen und erst mal gut gefrühstückt.

Gestärkt sind wir dann an der Grosse Horloge in die Altstadt hinein geschlendert; zuerst die Arkaden entlang bis zum Place de Verdun und dann rüber zum Marché, der Markthalle. Vor und in der Halle war jede Menge los – es wurden die köstlichsten Dinge angeboten, die von den ortsansässigen Franzosen auch reichlich gekauft wurden. Nun schlenderten wir langsam wieder zur Haltestelle Dames Blanches, wo der Shuttle auch nicht lange auf sich warten ließ. Gegen 14:15 Uhr verließen wir dann den P+R und quälten uns zuerst durch die engen Sträßchen von La Rochelle bevor wir dann in die Außenbezirke mit den deutlich breiteren Straßen kamen.

Les Sables d’ Olonne ist unser Fernziel, das wir aber heute nicht unbedingt erreichen müssen. So steuern wir auf der Strecke einige Orte mit klangvollen Namen an wie: L’Aiguillon-sur-Mer, La Tranche-sur-MerSaint-Vincent-sur-Jard und betrachten uns die dortigen WoMo-Stellplätze. Manche sind einfache, geschotterte Parkplätze, bei anderen Plätzen konnte man schon sehen, dass sich mit der Anlage auch Mühe gegeben wurde. Aber eines haben alle Plätze gemeinsam: Alle sind entweder so direkt an den dortigen Traumstränden, dass man vom Auto aus Meerblick genießen kann, oder sie sind wenigstens so platziert, dass man zu Fuß in höchstens zwei-drei Minuten den Strand erreichen kann. In Talmont-St-Hilaire, etwa 5km im Landesinneren sind wir dann hängen geblieben. Dort ist der idyllischste WoMo-Stellplatz von allen – viel Grün, in Platzmitte auf Wiesengrund einige Pickniktische, schattenwerfende Bäume und das Ganze eingebettet zwischen Städtle und einem beschaulichen See. Direkt vom Platz aus hat man direkten Blick auf die Ruinen von Chateau fort, wo heute die Generalprobe für die Aufführung zum Miesmuschelfest am Samstag stattfindet. Mit dieser Geräuschkulisse dürfen wir heute Abend unser Haupt in die Kissen drücken.

10. Etappe – 109 km

 

03.07.2015 – Fr – Elfter Reisetag

Die Geräuschkulisse der Genaralprobe hat überhaupt nicht gestört und die Nacht verlief so, wie im Süden üblich: warm und trocken. Als wir erwachten, war es schon 8:45 Uhr, trotzdem haben wir noch gebummelt – Helga ist per pedes zum nahen Bäcker gelaufen, ich habe noch einige Fotos gemacht, dann haben wir noch das WoMo versorgt und als wir dann losfuhren zeigte die Uhr gerade zehn. Unser nächstes Ziel war jetzt wirklich Le Sables-d’Olonne. Es war früher eine beliebte Sommerfrische der Aristokratie. Mit dem Anschluß an das Eisenbahnnetz Mitte des 19. Jhdt. kam dann auch bürgerliches Publikum und Les Sables wurde zu einem beliebten französischen Familienbadeort. Zwischen dem 3 km langen, bogenförmig geschwungenen, breiten Sandstrand und den Bettenburgen verläuft Le Remblai – die Strandpromenade. Darauf entlangfahren ist gestattet, nicht aber Halten oder gar Parken. Somit werden wir diese Eindrücke eben in unserem fotografischen Gedächtnis aufbewahren und wer es sehen will muss eben selbst hinfahren.

Von Le Sables aus fuhren wir dann etwa 60 km parallel zur Küste bis zur Brücke auf die Ile de Noirmutier. Dort wollten wir nach einer kurzen Inselrundfaht den Traum-Stellplatz in L’Herbaudiére, direkt am Strand anfahren, doch dort war natürlich jeder Platz besetzt. So blieben uns entweder Campingplatz oder ein anderer Stellplatz. Da uns der C-Platz „Le Claire Matin“ nicht zusagte und zudem kilometerweit von Zentrum Noirmutier entfernt war, entschieden wir uns für den zentrumsnahen Stellplatz wo wir in der Nachmittagshitze sogar noch ein schattiges Plätzchen erwischten. Dort im Schatten der Bäume mit einem guten Buch und einem kalten Getränk ließ sich die Nachmittagshitze ganz gut überstehen.

11. Etappe – 133 km

 

04.07.2015 – Sa – Zwölfter Reisetag

Heute Morgen haben wir wieder auf dem Platz gefrühstückt. Helga ging wieder zum Bäcker und dabei hatte sie ein nettes Geschäftle mit Accessoires gesehen und schon war sie nach dem Frühstück wieder weg. Nach V+E sind wir dann gegen 10:00 Uhr Richtung St-Nazaire und Guerande losgefahren. Unterwegs haben wir noch eine Stippvisite auf der Punte de St-Gilda an der Jadeküste gemacht; war ganz schön anzusehen, wie bei dem tollen Sommerwetter die vielen Boote auf dem blauen Wasser schaukelten, aber muss nicht mehr unbedingt sein.

Auf der kostenfreien Staatsautobahn rollerten wir dann weiter und kurz vor St-Nazaire kreuzten wir auf einer großen Hängebrücke die Mündung der Loire. In Guerande angekommen, wollten wir heute noch nicht in die Stadt hinein, sondern nur nach einem günstigen Platz ausschau halten, wo wir morgen unser Auto während der Stadtbesichtigung abstellen wollen – und man glaubt es kaum, wir wurden sogar fündig.

Sodann wollten wir auf dem empfohlenen C-Platz „La Falaise“ einchecken und bollerten bis La Turballe – aber wie es der Teufel will, der Platz war voll. Der nächste C-Platz war uns nicht genehm, die ausgewiesenen Stellplätze waren auch mindestens sehr gut belegt – es ist eben Ferienbeginn in Frankreich. So wenig Probleme wie bisher, einen guten Stellplatz zu finden, so große Schwierigkeiten hatten wir heute. Ca. 2 Stunden haben wir verdaddelt, bis wir dann endlich beim kommunalen C-Platz „Les Chardons Bleus“ etwas bekamen – sehr sehr weit ausserhalb vom Städtle, aber dafür direkt am Meer.

Gegen später haben wir dann noch einen kleinen Ausflug zum Strand unternommen. Der Sand dort war der grobkörnigste, den ich bislang gesehen habe. Dort bin ich dann bissle an der Wasserlinie entlanggelaufen – bis eine große Welle kam und mir seehr viel Wasser um die Füße spülte; das auch noch mit solch einer Wucht, dass meine Hose komplett nass wurde. Das zurücklaufende Wasser zerrte so massiv an meinen Füßen und spülte mir den Sand unter den Sohlen weg, dass ich sehr kämpfen musste um mein Gleichgewicht nicht zu verlieren, damit ich nicht rücklings ins Wasser zu plumpse. Zurück am WoMo musste ich gleich meine bleischwer gewordene Hose aufhängen – und natürlich war auch die U-Hose pitschnass…

12. Etappe – 170 km

 

05.07.2015 – So – Dreizehnter Reisetag

Heute in den frühen Morgenstunden hat es wieder mehrere Male geregnet; mal leicht und mal wolkenbruchähnlich. Auch ein Gewitter ging über uns nieder – dessen Donner war nicht nur hör- sondern auch spürbar; die Wand des WoMo’s vibrierte leicht durch die Druckwelle. So blieben wir dann wirklich bis gegen 10:00 liegen. Als es dann endlich aufgehört hat zu regnen, verließen nicht nur wir die trockene Stube.

Nach Frühstück und V+E verließen wir um mittägliche Stunde den C-Platz mit direkter Richtung nach Guérande. Inzwischen lachte auch die Sonne wieder vom wolkenlosen Himmel und wir hatten bissle Angst, dass um diese Zeit der zentrumsnahe Parklpatz, den wir uns am Vortag ausgeguckt haben, schon belegt war. Nun – es waren schon bedeutend mehr Autos da als am Vortag, aber wir konnten uns den Parkplatz aber dennoch raussuchen.

Guérande ist eine mittelalterlich gebliebene Stadt mit den typischen grauen Steinhäusern, umgeben von einer geschlossenen Stadtmauer mit vier Toren. Das war früher notwendig, um gefahrlos leben und überleben zu können. Die Stadt hat vier Hauptachsen und auf dreien reihen sich Läden an Läden und Geschäfte an Restaurants. Hier tobt tagsüber der Tourismusbär. Wenn man sich die Mühe macht, mal in die kleinen Nebensträßchen zu gehen, dann umhüllt einen nach ein paar Schritten angenehme Stille. Gut zwei Stunden haben wir in Guérande verbracht. Danach sind wir dann wieder zum WoMo zurück und nach Saillé zu den zahlreichen Salzbecken gefahren, wo anders als auf der Ile d’Oleron, dem Meer noch jede Menge Salz abgerungen wird. In einem ausgeklügelten System wird das Meerwasser in verschiedene Becken geleitet, bis die konzentrierte Sole in kaum 5cm tiefe Becken gelangt, hier kristallisiert dann das Salz endgültig aus und wird von den Paludiers getrocknet und weiter verarbeitet.

Via Baz-sur-Mer erreichen wir schließlich Le Croisic, einen weiteren Ort, den es genauer zu beaugapfeln gilt. Wie üblich finden wir zuerst keinen Platz auf dem wir das WoMo parkieren können und fahren so einige Male im Städle hin und her. Aber wer suchet, der findet heißt es und wir fanden; sogar recht zentrumsnah. Außer am Hafen entlang, wo sich der Tourie-Rummel abspielt, sind die dahinterliegenden Straßen und Gässchen fast menschenleer. Trotzden mussten auch wir unsere Nasen wieder in den Tourie-Rummel stecken; und natürlich haben wir auch wieder bissle den Konsum angekurbelt.

Zurück am WoMo umrundeten wir dann diese Halbinsel, immer das Meer an der linken Seite. Die meiste Zeit hatten wir freien Blick auf diese Côte Sauvage, die Wilde Küste. Traumhafte Ausblicke konnten wir genießen und schöne Fotos machen. Doch in Le Pouliguen war es dann mit den Ausblicken aufs Meer zuende und wir mussten uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass es ab jetzt nur noch heimwärts geht. In La Baule-Escoulac fanden wir dann am dortigen Jachthafen einen neu angelegten Stellplatz für WoMos, der sogar noch gratis ist – hier betten wir dann unser Haupt zur Nacht, bevor es dann Morgen entgültig strenge Richtung Heimat geht.

13. Etappe – 53 km

 

06.07.2015 – Mo – Vierzehnter Reisetag

Trotz – oder vielleicht wegen – des tollen Sonnenscheins sind wir später weg gekommen, als gewollt. Zuerst haben wir uns beim Bäcker mit Baguette und Croissants eingedeckt, danach sind wir in Le Baule noch an den Strand gefahren. Das was wir vorfanden war eine fantastische Promenade, zum Ort hin lauter Bettenburgen und meist leerstehende Appartements, auf der anderen Seite der Straße ist ein nicht enden wollender, kilometerlanger, breiter Sandstrand in Form eines Halbmondes. Außer ein paar Joggern waren zu so früher Stunde (es war kurz vor neun) vielleicht noch zwei-drei Autos unterwegs und der Mann der die Mülleimer leerte. Der Strand mit seiner Promenade von Le Sables-d’Olonne war ja schon gigantisch, das aber stellte Le Sables wirklich in den Schatten. Natürlich fuhren wir die Promenade ab, so weit es ging und wir konnten uns kaum satt sehen, der tolle Strand war so gut wie menschenleer. Nach ausgiebigem Schauen programmierten wir jetzt Lisa und uns endgültig in Richtung Heimat. Wir befuhren zuerst autobahnähnlich ausgebaute Straßen, an Nantes vorbei bis hinter Angers.

Von Angers ab wollten wir eigentlich immer rechts der Loire flußaufwärts fahren, doch die Lisa schickte uns auf eine Straße ins Landesinnere, die den weiten Bogen, den die Loire dort zieht abkürzt. Als wir das merkten, waren wir aber schon so weit gefahren, dass wir uns sagten: ach was solls, in Tours treffen die Straßen eh wieder aufeinander – und so war es auch. Unterwegs haben wir zwei der Loireschlösser fotografiert, das Chateau de Serrant bei Saint-Georges-sur-Loire und dann ein Stück nach Tours das Chateau Amboise.

Weiter ging die Fahrt immer am Fluß entlang bis Blois. Von da ab verlief die Straße leider nicht mehr so schön am Fluß entlang. In Anbertacht der Uhrzeit haben wir dann kurz vor Orléans, in Meung-sur Loire, den dortigen Stellplatz (gebührenfrei) aufgesucht. Vor dem Womo ließen wir dann bei knapp 30° C unseren Urlaub und den Tag bei ein-zwei Gläschen Rosé Révue passieren.

14. Etappe – 426 km

 

07.07.2015 – Di – Fünfzehnter Reisetag

Bei knapp über 20° C sind wir heute morgen in Meung-sur-Loire losgefahren – aber nicht ohne V+E. Wasser konnten wir leider keines bunkern, da die Sanistation nur frz. Bankkarten nimmt oder Jetons die man in der nahen Badeanstalt kaufen kann. So sind wir eben mit 25% Frischwasser losgefahren, in der Hoffnung dass wir schon irgendwo was kriegen werden.

Die erste Odysee des Tages war die Suche nach einem Leclerc in Orléans – wir fanden zwar Hinweisschilder, aber keinen Leclerc. Was wir fanden war ein Leclerc Drive, aber der war nicht das was wir suchten. Es musste ein richtiger Leclerc sein, denn wir wollten nicht nur tanken, sondern auch noch Dinge kaufen, die es NUR bei dort gibt. So sind wir bestimmt eine Stunde oder länger in der Gegend herumgefahren und haben dabei etliche Kilometer verbraten, bis wir dann endlich wieder ein Hinweisschild sahen, allerdings führte dieses Schild nach Fleury Les Aubrais. Nachdem das letze Hinweisschild schon einige Kilometer zurück lag, kamen wir an einen Kreisverkehr mit 5 Abfahrten und alle wiesen auf „Centrum Commercial“. Tja, wie geht es nun weiter? Wir klapperten eine Ausfahrt nach der anderen ab und – streng nach Murphy hatten wir bei der letzten Ausfahrt Glück – Ein riesiger Leclerc tat sich plötzlich vor uns auf. Diese Odysee fand endlich ihr Ende.

Nachdem wir bei Leclerc fertig waren und auch das Auto gebunkert war, ließen wir uns von Lisa auf die Autobahn leiten. Das Elsass war zum Tagesziel und zur Übernachtung auserkoren, es mussten also noch gute 600 km abgespult werden. Die Autobahn endete ein gutes Stück vor Mühlhausen und insgesamt waren fast 70 EUR an Autobahngebühr zu berappen. Für ca. drei Stunden gesparte Fahrzeit schien uns diese Gebühr aber in Ordnung.

Der erste elsässischer Stellplatz in Turckheim wäre zwar gebührenfrei gewesen, aber er war uns nicht genehm. So sind wir durch ein paar hübsche Dörfchen und durch die Weinberge bis nach Kaysersberg gefahren, dort mussten wir zwar 8 EUR berappen, aber der Platz war in Ordnung. Hier bildeten wir mit vielen Franzosen quasi eine Wagenburg zur sichernen Nächtigung.

15. Etappe – 634 km

 

08.07.2015 – Mi – Sechzehnter Reisetag

Gestern am frühen Abend ist noch ein heftiges Gewitter mit Hagel und Starkregen über uns hinweg gezogen. Nach etwa einer halben Stunde hörte das Spektakel so schnell auf, wie es angefangen hatte. Heute Morgen lachte wieder die Sonne, als ob es nie anders gewesen ist. Wir gingen also nach Kaysersberg hinein und fanden gleich ein nettes Bäckereicafé wo wir prima frühstücken konnten.

Hernach schlenderten wir die Rue du Général de Gaulle entlang. Wie oft im Elsass standen auch in Kaysersberg viele schöne Fachwerkhäuser. diese waren zwar nicht so bunt wie im Nachbarort Riquewihr aber nicht weniger imposant. An der Brücke über die Weiss hatte es mir die kleine Brückenkapelle angetan. Nur wenige hundert Meter weiter, etwas bergauf, steht dann das Geburtshaus und heutiges Museum von Albert Schweitzer, der als „Arzt von Lambarene“ weltbekannt wurde.

Wieder zurück am Auto verließen wir dann das gastliche Kaysersberg. Wir setzten uns bei Kintzheim auf die A35 und fuhren grobe Richtung nordwärts via Straßburg um dem Verkehrskrieg auf der deutschen A5 so lange als möglich zu entgehen. Bei Plittersdorf kreuzten wir dann den Rhein um von Rastatt die unvermeidlichen paar Kilometer bis Karlsruhe zu fahren. Kurz nach dem Ortsschild Rastatt blitzte es plötzlich ohne Gewitter – Mann, tachomäßig sechzig! Nach dem gemütlichen Frankreich sofort wieder deutscher Verkehrskrieg…

Mit einer Pause am Rasthof Pforzheim kamen wir dann am frühen Abend wieder wohlbehalten zuhause an.

16. Etappe – 335 km

Kurze Reisestatistik:

Reisetage: 16

Gesamtstrecke: 3909 km

Spritverbrauch: 441,5 l = 11,3 l/100 km